Gerhard Benadé - Lebenslauf

 

Geboren 1958 in Bray, Südafrika, verbrachte ich die ersten Lebensjahre auf einer Farm in der Kalahari-wüste an der Grenze zu Botswana.

Nach der Umsiedlung nach Pietermaritzburg in Natal, begann dort die Schulausbildung, die ich 1976 abschloß. Während der Oberschulzeit beschäftigte ich mich intensiv mit Architektur und konnte diese Aktivität auch in der Praxis durch Bauarbeiten in Zusammenarbeit mit dem Vater erproben. Musikalisch vorgeprägt durch die Eltern - der Vater spielt klassische Gitarre, die Mutter Mandoline und beide Schwestern Klavier - fand ich im Schulchor und später im Nataler Jugendchor die erste Gelegenheit, mich aktiv mit Musik auseinanderzusetzen.

Auf verschiedenen Auslandsreisen mit der Familie - die erste eine dreimonatige Wohnmobilfahrt im Alter von 10 Jahren - konnte ich erste Bekanntschaften mit Europa schließen.

Das Studium in Naturwissenschaften schloß sich gleich nach dem Schulabschluß an. An der Randse Afrikaanse Universität in Johannesburg studierte ich zunächst Mathematik, Chemie und theoretische Physik. In weiterführenden Studiengängen konzentrierte ich mich auf der Mathematik und erlangte 1982 den Magister mit einer Arbeit im Bereich Funktionalanalyse. Während dieser Zeit sang ich auch im Universitätschor, und konnte zahlreiche Konzerte und eine Konzertreise in Deutschland mitmachen. Der erste Fagottunterricht begann 1980 mit Leendert Booyens, einem befreundeten und begabten jungen Fagottisten, der damals im letzten Schuljahr war. Bald folgte weiterer Privatunterricht bei Professor Fanie Jooste, der an der Universität Potchefstroom lehrte. In dieser Zeit keimt auch das Interesse für die Natur, ausgelöst von der ersten Wandertour in den Drakensbergen.

Ein zweijähriger Militärdienst folgt, der mir nach der sechsmonatigen Militärausbildung die Gelegenheit bot, in dem Militärorchester "Light Horse Band" meine musikalischen Studien zu vertiefen und in Johannesburg zu wohnen. In dem kurz zuvor von Weiss Doubell gegründeten Orchester "Pro Musica" wirkte ich nun auch bei verschiedenen Projekten am Stadtheater Roodepoort im Westen Johannesburgs mit. Als Mitglied des Bergklubs konnte ich weiterhin in den nahe gelegenen Magaliesbergen wandern, und wurde von den verlockenden Quartzitwänden dort bald auch zum Klettern verführt.

Angestellt im Forschungsinstitut für Mathematik am WNNR in Pretoria, siedelte ich bald nach Florida in den USA über. In Tampa, an der University of South Florida, forschte ich im Bereich Approximationstheorie. In den neun Monaten meines Aufenthaltes konnte ich in mehreren Wandertouren im Osten und Westen der Vereinigten Staaten das Land kennenlernen. Zurück in Südafrika, wechselte ich 1987 als Dozent für Mathematik an die Randse Afrikaanse Universität, wo ich unter Izak Broere in Graphentheorie promovierte. Neben der Lehrtätigkeit führte die Forschung zu verschiedenen Fachpublikationen und zu der Teilnahme an Konferenzen im In- und Ausland. Nebenberuflich entfaltet sich eine rege Musiziertätigkeit: Bei den Aufführungen von Opern und Sinfoniekonzerten am Stadttheater Roodepoort, und in der Kammermusik, die in regelmäßigen Hauskonzerten im selbst renovierten Haus zur Aufführung kommt.

Zwischen August 1995 und Dezember 2005 lebte ich im Baden-Württembergischen Pforzheim als freiberuflicher Fagottist, wo ich im Bachorchester Pforzheim als Fagottist zunächst unter Prof. Rolf Schweizer und später unter Kord Michaelis mitwirkte und im Motettenchor Pforzheim sang. Meine Fagottstudien setzte ich privat bei Prof. Albrecht Holder fort. Bei der Musikhochschule Trossingen studierte ich ab 2002 zwei Jahre unter Christian Beuse historische Aufführungspraxis und die historischen Fagottinstrumente Dulzian, Barockfagott und klassisches Fagott. Bei mehreren Meisterklassen, Orchesterkursen und anderen Weiterbildungsangeboten vervollständigte ich die musikalische Ausbildung. Neben meiner Lehrtätigkeit und freiberuflicher Konzerttätigkeit, pflegte ich vor allem die Kammermusik als Gründungsmitglied des Pforzheimer Oktetts, das bis Ende meines Deutschlandaufenthaltes in 1995 Werke von Beethoven, Schubert, Wood und Francaix zur Aufführung brachte.

Im Oktober 2004 kaufte ich die Farm Deelfontein im Vredefort Koepel, und übersiedelte Anfang 2005 wieder nach Südafrika. Seit meiner Ankunft in der Farmgemeinschaft reihte sich eine spannende Tätigkeit an die Nächste: Gemeinsam mit meinen Nachbarn ist eine schöne mehrtägige Wanderroute entstanden. Ein Geschichtsverein zum Schutz des Kulturerbe der Umgebung wurde gegründet, und ich bin in den Vorstand des Eigentümervereins tätig, der sich dem Naturschutz der Gegend verschrieben hat. Der Wiedereinstieg in die Mathematik gelang mit der Einstellung an der Universität in Potchefstroom.

Das Hauptziel der Aktivitäten auf Deelfontein ist der Betrieb einer Musiktagungsstätte. Nach und nach entstanden immer bessere Räumlichkeiten, die Musikfreizeiten, Meisterklassen, Handwerkskurse und vieles mehr möglich machen. Im Oktober 2008 fand das erste Musikprojekt der Tagungsstätte in der Form von Meisterklassen und Konzerte am Kunstfestival Aardklop statt. Die Zusammenarbeit zwischen den Sängern der Gesangschule an der Universität, dem international bekannten Tenor Kobie van Rensburg, und der Geigerin Antoinette Lohmann aus Amsterdam, führt zu verschiedenen gemeinsamen Projekten und gibt der Alten Musikbewegung im Lande großen Schwung. 

Inzwischen werden Musikprojekte regelmäßig an der Tagungsstätte angeboten, und sind infolgedessen mehrere ausländischen Spezialisten für historische Aufführungspraxis bei dem Aufbau der Alten Musik hierzulande engagiert.